Die Pfarrchronisten

Die Pfarrchronisten
Die Puchenstubener Pfarrchronik dokumentiert über 200 Jahre Ortsgeschichte

Die „Zeit im Bild“ früherer Jahrhunderte waren die Pfarrchroniken. Hier wurden örtliche, und auch weltpolitisch bedeutsame Ereignisse in Texten und vielfach auch mit liebevollen Illustrationen dokumentiert. Die Puchenstubener Pfarrchronik gilt im Ötscher:Reich als bedeutsam, weil sie seit 1806 bis heute ununterbrochen geführt wird und besonders reichhaltige Beschreibungen zum weltlichen und kirchlichen Leben in einer kleinen Landgemeinde enthält. Für die Filmchronisten versammelten sich drei Generationen Pfarrchronisten in Puchenstuben.

Pfarrer Gottfried Waser führte die Chronik von 1978 bis 1992, ein Höhepunkt seiner Ära war der Papst-Besuch in Mariazell 1983. Zu Fuß pilgerte der Pfarrer damals in den Gnadenort und verewigte seine Erlebnisse in der Pfarrchronik. Ab 1992 folgte Theresia Frühauf, sie führte als erste Frau die Chronik und dokumentierte neben großen Ereignissen wie die Euro-Einführung auch die kleinen, aber nicht minder interessanten: 2003 etwa verzeichnet die Pfarrchronistin erstmals die Aufnahme von Flüchtlingen in Puchenstuben. Durch die Eingliederung von Asylantenkindern in den Schulunterricht ist es gelungen, die damals schon vor der Schließung stehende Volksschule Puchenstuben zu retten. Seit 2007 führt der Mesner Alois Rasch die Pfarrchronik. Der engagierte Puchenstubener dokumentiert penibel die vielen alltäglichen Herausforderungen einer kleinen Landgemeinde, zuletzt das Hereinbrechen der Corona-Pandemie und die Auswirkungen auf das gesamte Gemeindeleben.

Für den Historiker Bernhard Gamsjäger hat sich die Pfarrchronik als unschätzbare historische Quelle erwiesen, insbesondere für Geschehnisse, für die es schon längst keine Zeitzeugen mehr gibt. Die Aufzeichnungen zur Entstehung der Mariazellerbahn etwa zeichnen ein eindrucksvolles Bild aus Sicht der arbeitenden Bevölkerung und dokumentieren auch die Opfer, die der Bahnbau gefordert hat. Hier wird die Pfarrchronik zum Vermächtnis der vielen Namenlosen, der „kleinen Leute“, deren Geschichten noch zu entdecken sind.

Film: Videolounge Herwig Niederer